Segeltörns: 2020 - 1991
Toern 2008
SCHWELMER SEGELCREW „HIERUM & DARUM“ Begonnen hat es im Jahr 1991 mit einem Junggesellenabschied auf dem Ijsselmeer in Holland. Seitdem fährt die Schwelmer Segelcrew mit dem nicht ganz ernst gemeinten Namen „Hierum & Darum“ jedes Jahr auf einen gemeinsamen Törn. Neben der Ostsee (Deutschland, Dänemark und Schweden) wurde in letzten Jahren auch das Mittelmeer besucht. 4 Törns in Kroatien und 2 Törns in Griechenland begeisterte die Crew.
Schwelmer Segelcrew, Segeln, Hierum & Darum, Dänemark, Schweden, Kroatien, Griechenland, Spanien
33310
page-template,page-template-full_width,page-template-full_width-php,page,page-id-33310,bridge-core-2.8.3,,qode-title-hidden,qode_grid_1200,side_menu_slide_from_right,footer_responsive_adv,hide_top_bar_on_mobile_header,qode-content-sidebar-responsive,qode-child-theme-ver-1.0.0,qode-theme-ver-26.7,qode-theme-bridge,disabled_footer_bottom,qode_header_in_grid,wpb-js-composer js-comp-ver-6.6.0,vc_responsive
25.05.2008 – 01.06.2008
Marstrand – Inselwelt der Westschären (Schweden)
Markus Wiethoff
Andreas „Haggy“ Happe
Jürgen Michels
Guido Woeste
Ralf Stoffels
Harald „Harry“ Dürholt
Knut Pomian
Michael Gutman
Skipper
Wachführer A
Wachführer B
Leitender Ingenieur
Krötenmeister & Mâitre de Plaisir
Smut
Ersatz-Smut und Öl-Wart
Leichtmatrose, Seebär – Anwärter

Schiffs- Art:
Hersteller
Modell
Schiffs-Baujahr:
Schiffslänge / Breite
Tiefgang
Liegeplatz / Ort
Kojen / Schlafplätze
Wasser- / Dieseltank
SY
Bavaria Yachts
Bavaria 50
2002
14,40 Meter / 4,58 Meter
2,00 Meter
Marstrand (Schweden)
5/ 10
520 Liter / 250 Liter
Westschweden
OSTSEE SPECIAL
(Auszug aus der Yacht 09/2006)

Stenungsund wir kommen….
 
Nach den misslichen Wind- und Strömungsbedingungen im letzten Jahr, als wir bei dauerhaftem NordWestWind im Öresund jedenfalls soweit „gebunden“ waren, dass wir den weiten Schlag über den Kattegatt nicht hinbekommen haben, starten wir am 24. Mai 2008 erneut zu einem Törn Richtung Stenungsund (http://www.stenungsund.se).

 

Diesmal gehen wir „auf Nummer sicher“ und chartern in Marstrand (Schweden) am Eingang des „Hakefjorden“, somit nur wenige Seemeilen von unserer potentiellen Partnerstadt entfernt. Geschützt unter Landabdeckung wird diesmal also eher der Slalom durch die Schäreninseln die seemännischen Anforderungen der Anreise stellen. Sonntagnachmittag wollen wir die Bavaria 50 übernehmen ( – irgendwie werden wir immer bequemer und breiten uns aus – nicht nur körperlich ) und am Montag werden wir dann Kurs Stenungsund nehmen. Die Einladung von Frank Hengst zum Anlegen bei Sweden Yachts (http://www.swedenyachts.se) steht seit dem letzten Jahr und gerne werden wir dort einlaufen, um am Nachmittag unsere neuen Freunde vom „Vänortsföreningen Stenungsund – Schwelm“ treffen zu können.

 

Mit Spannung sehen wir einer Werftbesichtigung bei Sweden Yachts entgegen. Inwieweit wir in das Kulturleben von Stenungsund eintauchen werden können, hängt von Frank und seinen Lieben ab. Die vielen möglichen Programmpunkte, die er avisiert, lassen vermuten, dass wir für zwei Wochen festmachen müssen.

 

Der Einladung des örtlichen Rotary-Clubs – zum wöchentlichen Treffen im exquisiten Hotel Stenungsbaden Yacht Club zur Mittagszeit vorbei zu schauen – werden wir aller Voraussicht nach schon nicht Folge leisten können, da wir höchst wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt noch im Fjord unterwegs sein werden. Da hilft es dann auch nicht, dass die schwedische Fußball-Nationalmannschaft ihr aktuelles Trainingslager dort hat und am Abend gegen Slowenien spielt. Wohl eher werden wir den Termin mit Gunilla Hallberg gegen 15.00 Uhr im Rathaus wahrnehmen können. Die „1:e vice ordförande“ – also die erste stellvertretende Ratsvorsitzende – hat die Idee mit einer Städtepartnerschaft zwischen Stenungsund und einer deutschen Stadt aufgebracht und damit letztlich auch den Anstoß für die Konstituierung des „Vänortsföreningen Stenungsund – Schwelm“ gegeben.

 

Nach der bereits erwähnten Werftbesichtigung werden uns Frank und Angela dann bei einer kleinen Stadtführung die wichtigsten Impressionen von Stenungsund nahe bringen ehe wir gemeinsam den Grill anwerfen und die westfälischen Würstchen sowie den Schwelmer Gerstensaft verkonsumieren.

 

Am Dienstagmorgen werden wir wieder ablegen und irgendwo rund Orust den Weg Richtung Skagerrak und nördliche Westschären suchen.
Logbuch / Hinfahrt:
Anreise per Auto: Schwelm – Marstrand (S)
Logge/Trip:
975 km in 11 Std. 30 Min.
Logbuch:
Marstrand (Marina) – Marstrand (City)
Logge/Trip:
4,9 sm in 1 Std. 10 Min
unter Motor:
35 Min.
Wind:
N/NO 3-4 / 4
Fotogalerie
Endlich ist es soweit – der VW Crafter ist bis oben gepackt und kurz nach Mitternacht sitzen 8 begeisterte Herren auf dem Weg nach Schweden in ihrem Gefährt. Begeisterung? – doch eher nicht die richtige Beschreibung, ob des müden Zustandes der Mitreisenden. Schnell kehrt Ruhe auf den hinteren Bänken ein und alle Fahrer geben ihr bestes, so dass das Mietfahrzeug der Firma Tepass & Seiz wie eine Nähmaschine gen Norden surrt. Zusätzlich haben wir Riesen-Glück: kein Stau und zwei Mal rutschen wir als letztes Fahrzeug auf die Fähre in Puttgarden und Helsingör. Der Spruch des Tages stammt von Jürgen, als er trotz roter Ampel den winkenden Einweiser in Helsingör entdeckt: „Gib Gas, dat Schapp iss offen!“ Durch diese einwandfreien Anschlüsse sind wir weit vor unserer Zeit und erreichen um 11.40 Uhr Marstrand. Das Boot ist allerdings nicht im Hafen und wird erst in Kürze erwartet. Die 8 Segler überbrücken dösend die Zeit, was aufgrund des sonnigen Wetters gänzlich leicht fällt.

 

Dass es überhaupt 8 Segler sind, ist der Flexibilität unseres Alt-Smuts „Harry“ zu verdanken. Nachdem vorgestern unser Seebärchen-Praktikant aus dringenden beruflichen Gründen kurzfristig absagen musste, sprang Harry ein. Keine 24 Stunden und der „Türdemolierer“ kehrte von seiner Motorradtour aus dem Harz zurück, packte seine Siebensachen und fuhr zwei Stunden später wieder mit uns nach Skandinavien.

 

In Marstrand erleben wir bereits einen Granatentag, die Sonne brennt über den Schärengärten und wir genießen am Hafen Capuccino und Muffins. Gegen 17 Uhr stoßen Angela und Frank Hengst aus Stenungsund hinzu. Um die Festungsinsel besichtigen zu können, legen wir gemeinsam ab und segeln zunächst rund Marstrand.

 

Neben der Fähre machen wir fest und begeben uns auf Besichtigungstour. Ein herrlicher Ort mit wunderbaren Impressionen: alte Holzhäuser in verwinkelten Gassen überragt von der massiven Festungsanlage, wilde Gärten mit blühenden Kräutern, immer wieder Blicke auf den sonnenüberfluteten Hafen und in die Schären, ein kurzweiliger Rundgang. Gegen 20.30 Uhr finden wir uns wieder am Schiff zum Abendessen ein und genießen ein Schwelmer Bier in geselliger Runde in der Plicht. Gegen 22.30 Uhr wird es doch merklich kühler, unsere Gäste brechen auf, um mit der Fähre den Heimweg anzutreten und wir sortieren die Bilder des Tages am Computer. Zeit, um nach einem Absacker in die Kojen zu fallen.
Logbuch:
Marstrand (City) – Stenungsund
Logge/Trip:
15,25 sm in 5 Std. 15 Min.
unter Motor:
2 Std. 20 Min.
Wind:
N 1 später N/NW 2-3
Fotogalerie
Nach einer ruhigen, aber wie immer zu kurzen Nacht machen wir das Schiff klar und frühstücken. Um 9.20 Uhr legen wir ab Richtung Stenungsund. Kurz hinter dem engen Nordausgang von Marstrand setzen wir bei leichtem Wind Groß und Genua und halten auf die Westtonne im Marstrandsfjörden zu. Da der wenige Wind auch noch einfällt und wir ein festes Ziel (14.30 Uhr in Stenungsund) haben, muss der Diesel uns nach vorne bringen. Nach 90 Minuten gemütlichen Tuckerns an den ersten Schäreninseln vorbei hat der Wettergott mit uns ein Einsehen und schickt eine leichte nordwestliche Brise. Die Genua schiebt uns an Tjörn und ihren vielen kleinen Nachbarinseln weiter voran durch den Hakefjörd. Wunderbare Landschaftseindrücke, die vielen kleinen typischen Holzhäuser mit Bootsanleger, teils steil auf dem Felsen gebaut, teils im grünen Wald eingebettet lassen erahnen, wie herrlich hier die Sommerfrische sein kann. Während der Fahrt rüstet unser Technikteam das Boot weiter auf, so dass wir erstmalig gegen Mittag unsere neue Webcam zum Einsatz bringen. Ein Kontrollanruf beim daheimgebliebenen Seebärpraktikant bestätigt unsere weltweite Präsenz. Langsam dreht der Wind auf Nord, so dass wir hie und da schwer Höhe kneifen müssen. Aber der bereits erwähnte Wettergott scheint unsere Mission ganz oben auf der Liste zu haben. Immer wenn wir auf eine Schäre zu driften drohen oder wenn überhaupt ein Anschub notwendig erscheint, kommt wie von Geisterhand ein Brise, die uns durch die Engen der Inseln hindurchmanövriert. Ein schönes Gefühl! Langsam nähern wir uns der Tjörnbrücke. Zeit für den Smut, das Mittagessen vorzubereiten. Wir runden Stenungsön und nehmen die Einfahrtrinne an der nicht gerade einladend wirkenden Petrochemie vorbei. Danach bietet sich für den einlaufenden Gast allerdings ein freundlicheres Bild eines modernen, prosperierenden Städtchens. Vorbei an der kleinen aber feinen Werft von Sweden Yachts, wo wir am Nachmittag noch festmachen werden, gleiten wir an der kompletten „Skyline“ unserer Zielstadt vorbei. Die Suche nach dem Rathaus mit dem zugehörigen Liegeplatz gestaltet sich als nicht ganz so einfach. Kurz vor der Brücke drehen wir und erkennen endlich das Schild des Gästehafens vor dem Rathaus.
 
Aufgrund fehlender Wassertiefe legen wir aber vorsichtshalber „vor Kopf“ an einem Nachbarsteg an. Frank Hengst erwartet uns bereits und begrüßt uns herzlich in seiner neuen Wahlheimat. Nach kurzer Lagesondierung geht es dann gemeinsam zum Termin ins Rathaus. 8 Herren in roten T-Shirts mit großem Aufdruck „Schwelmer“ lassen den einen oder anderen Einheimischen doch stutzen, so dass wir nicht ganz unbemerkt bleiben. Gunilla Hallberg begrüßt uns gemeinsam mit dem Bürgermeister Ove Andersson und überreicht uns einige Spezialitäten der Umgebung, die der Smut prompt in seinen Küchenplan mit einbaut. Im Gegenzug danken wir für die Einladung und überreichen einen Holzschnitt vom „Haus Martfeld“, den uns Bürgermeister Dr. Steinrücke mitgegeben hat, verbunden mit den besten Grüßen aus der Kreisstadt Schwelm. Zwei Fässchen Schwelmer Gerstensaft und ein T-Shirt von der gleichen Manufaktur runden unsere Gaben ab und lassen eine herzliche Atmosphäre entstehen. Die Gesprächsteilnehmer stellen sich und ihren Bezug zu ihrer Heimatstadt vor, und der erste Gedankenaustausch befasst sich mit möglichen Begegnungen der Menschen beider Städte. Von Beginn an herrscht Einigkeit darüber, dass eine Städtepartnerschaft von den Menschen und ihren Beziehungen zueinander getragen werden wird und nicht von offizieller Stelle vordekliniert werden kann. Es werden prompt Möglichkeiten andiskutiert über Sportkontakte (z.B. Fußball), Musik und Kultur oder auch über einen Austausch beider Gymnasien. Die Pfadfinder der katholischen Kirchengemeinde St. Marien haben im letzten Sommer ihr Ferienlager hier abgehalten und damit erste Kontakte geknüpft. So müsste es weiter gehen. Gunilla Hallberg sagt hierzu ihre Unterstützung von schwedischer Seite zu und hofft bei der Verabschiedung auf ein Wiedersehen. Ein Wunsch, dem sich die Crew nur anschließen kann.
 
Im Anschluss besichtigen wir noch kurz das Heimatmuseum im ältesten Haus des Ortes, ehe wir uns mit unserem Boot zu Sweden Yachts verholen. Dort findet der Geschäftsführer Bo Axelsson Zeit, uns durch die Produktion zu führen und die Vorzüge seiner Yachten deutlic werden zu lassen. Echte schwedische Wertarbeit – Materialien und Verarbeitung erste Sahne! Die 54er Yacht am Steg zeigt dann, wie das jeweilige Endprodukt ausgestaltet sein kann. Als Dank lassen wir auch hier zur Freude von Bo ein Fässchen Schwelmer Alt zurück.
 
Nach einem kurzen Sightseeing an der Tjörnbrücke und in der City finden wir unseren Weg Richtung Angela und Frank. Unsere Würstchen wandern auf den Grill und bei Schwelmer Bernstein tauschen wir unsere seemännischen Erfahrungen aus, bis wir gegen Mitternacht den geselligen und unvergesslichen Abend mit einem Spaziergang Richtung Schiff beenden. Der obligate Absacker begleitet uns wieder in die Kojen.
Logbuch:
Stenungsund – Gullholmen
Logge/Trip:
32,50 sm in 9 Std. 25 Min.
unter Motor:
2 Std. 40 Min.
Wind:
N/NO 2-4 / N 2-4 / NW 2-3
Fotogalerie
Dienstag morgen und der Lorenz steht bereits am Himmel. Herrliches Wetter für’s Kaffeesegeln. Langam robben sich die müden Körper Richtung Dusche, machen das Schiff klar und warten auf die frischen Brötchen, die der Krötenmeister besorgt. Erwartungsgemäß dauert es länger, bis wir startklar sind. Allerdings bleibt zur Rechtfertigung, dass wir uns zunächst von Frank und Akbar verabschieden, die uns doch gestern prima betreut haben. Beiden überreichen wir T-Shirts der heimischen Biermanufaktur und verabschieden uns bis spätestens September, wo wir auf einen Gegenbesuch zum Schwelmer Heimatfest hoffen. Wir legen um 11.20 Uhr bei Sweden Yachts ab und 10 Minuten stehen Genua und Groß, um den Törn rund Örust in Angriff zu nehmen.

 

Bei leichten Gegenwind kreuzen wir durch Halsefjorden zwischen Orust und Festland Richtung Havstensfjord. Allein in den ersten 2 1/4 Stunden legen wir über 20 Wenden hin, um gegen die leichte Brise anzukämpfen. Immer wieder müssen wir im Laufe des Tages den Motor anschmeißen, um Flautenlöcher zu überbrücken oder die Passage durch mehrere Engpassagen zu sichern. Um 17.05 Uhr passieren wir die Notesund-Brücke und damit den nördlichsten Punkt von Orust. Kaum, dass wir den neuen Kurs Richtung Süd-West eingeschlagen haben, dreht auch der Wind und erneut müssen wir quasi auf dem Gegenkurs wieder Höhe kneifen. Unbeschreiblich sind dafür auch heute wieder die Eindrücke der Landschaft, durch die wir so beschaulich hingleiten. Blauer Himmel und Sonnenschein erinnern uns an den Bornholm-Törn vor 2 Jahren, als wir den Beginn des WM-Sommers mit ähnlichem Wetter erlebten.

 

Immer wieder neue Konstellationen der Inselwelt, schroffe steile Felsen, bewaldete Formationen, nette Häuser, grüner Wald und blauer Himmel bilden beeindruckende Kontraste. Unsere Kameras haben Mühe, die Eindrücke festzuhalten. Völlig beeindruckend ist für den Segler, dass der Abstand zum Ufer vielerorts geringer ist als zum Grund. Unmittelbar in Ufernähe fallen die Felsen senkrecht ab und lassen noch 15 Meter und mehr unter dem Kiel Platz. Um 19.00 Uhr sind wir vor Ellös und sehen die Werft von Hallberg-Rassy. Gegen 19.40 Uhr fahren wir unter Motor in die Kanalpassage von Malö Strömmar ein und erreichen den äußeren Schärengarten vor Gullholmen. Wir biegen in die Fahrtrinne von Gullholmen ein und genießen den Anblick dieses „Venedigs des Nordens“.

 

Die tiefstehende Sonne fabriziert wunderbare Bilder und wir staunen nicht schlecht. Im Hafen gibt es für uns nur wenig Platz, so dass wir mit dem Heck am Steg und mit dem Bug im Päckchen bei einem netten dänischen Paar festmachen. Der Manöverschluck schmeckt prima und die Spiegelungen der Holzhäuser im Hafenbecken lassen uns schnell träumen. Ein idyllisches Plätzchen, das wir zurecht angesteuert haben. Die berühmten Nudeln mit Harry’s Sahnesauce runden den SUPER-Tag ab. Geplättet, aber glücklich hängen wir in den Seilen und fürchten für die Nacht das Schlimmste, da die berüchtigten Mücken das Innere des Schiffs bereits erreicht haben…
Logbuch:
Gullholmen – Ankerbucht Gluppö
Logge/Trip:
28,8 sm in 8 Std.
unter Motor:
50 Min.
Wind:
SO 2 / SW 3-4 / SW 3
Fotogalerie

Es war nicht so schlimm wie befürchtet, nur wenige Stiche sind zu verzeichnen. Nachdem der muffelige Nachbar früh abgelegt hat verholen wir uns um ein paar Meter am Steg und machen uns nach dem Frühstück auf, das 150-Seelen-Dorf näher zu erkunden. Wie in einem überdimensionalen Freilichtmuseum sind die alten Häuser auf der Schäreninsel dichtgedrängt, verschachtelt aufgestellt. Wir versuchen immer wieder die Stilleben und die einzelnen Bilder mit den Kameras festzuhalten, was aber nur bedingt gelingt. Gullholmen ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesamterlebnis, das im Übrigen erst gegen 11 Uhr zu erwachen scheint. Jedenfalls lassen sich erst um diese Zeit die „Ureinwohner“ auf der Bildfläche blicken.

 

Nach dem Ablegen kurz vor Mittag surren die Kameras erneut, um die Seeseite des Dorfes zu erfassen. Nach Durchfahren der westlichen Anfahrtrinne werden Genua und Groß gesetzt und mit einem Süd-West von 3-4 Stärken nehmen wir Kurs Richtung Nord-Nord-West. Vorbei geht es östlich Fägelskydd Richtung Hällö und Sejebäden, so dass wir Smögen gegen 14.00 Uhr querab haben. Die Sonne brennt als wir mit unserer Web-Cam auf Sendung gehen. Teile der Mannschaft betreiben Augenpflege oder lesen im Salon, während die übrigen das Boot weiter an Soteskär vorbei Richtung Norden fahren. Der Wind wandert über West auf Nord-West, so dass wir – wie immer – kneifen müssen. Um 18.30 Uhr bergen wir das Groß und segeln mit der Genua in den Schärengarten vor Gluppö, um dort die avisierte Ankerbucht für die Nacht zu erreichen.

 

Um 19.00 Uhr rollen wir die Genua ein und unter Motor suchen wir einen passenden Felsanker, um festzumachen. Fläskön haben wir uns zum Festmachen ausgesucht, der richtige Felsennagel ist gefunden und wir versuchen, den Heckanker im Schlick einzugraben, um achterlichen Halt zu bekommen. Im zweiten Anlauf ist es geschafft und wir nähern uns langsam der Schäre. Nachdem obligaten Manöverschluck geht es auf den Berg, die Crew erkundet Fläskön. Eine herrliche Aussicht über die Schären bietet sich rundum. Die untergehende Sonne tut ihr übriges, um unvergessliche Lichtspiele in das Puzzle aus Wasser und Felsen zu zaubern. Mozart’s Klarinettenkonzert begeleitet diese wunderbare Stimmung.

 

Da der Wind laut Vorhersage drehen soll, verholen wir uns sicherheitshalber an die mittig der Bucht liegende Tonne vor Nord-Kussmulan. Im späteren Verlauf des Abends wechselt mit der Musik auch die Stimmung, Mannschaft und Skipper sind wohlauf.
Logbuch:
Ankerbucht Gluppö – Smögen
Logge/Trip:
23,5 sm in 7 Std. 40 Min.
unter Motor:
1 Std. 15 Min.
Wind:
SO 0-1 / SW 2 / W2-3 / W1-2 / W 3
Fotogalerie
Nach ruhiger Nacht machen Jürgen und der Skipper ab 8.00 Uhr klar Schiff, gegen 09.00 Uhr setzen wir das Groß, um von der Boje loszumachen und durch die Bucht Richtung Fjällbacka zu gleiten. Das nette Hafenstädtchen soll nicht nur dadurch überzeugen, dass Ingrid Bergmann dort viele Jahre ihre Ferien verbrachte. Ein interessanter Slalom durch die Schären und der Blick auf das (noch?) verschlafene Fjällbacka öffnet sich. Der Ort mit seinen farbigen Holzhäusern liegt malerisch in einer Bucht, zum Teil dicht gedrängt an den dominierenden Vetteberget. Beim Landgang müssen wir allerdings feststellen, dass – auch hier – selbst mittags um 12.00 Uhr der „Pastor tot über’n Zaun hängt“. Wir machen an einem äußeren Anleger fest und versorgen uns mit Landstrom, da die Batterie aus unerklärlichen Gründen während der Fahrt nicht lädt. Nach dem erfrischenden Duschgang und der Kameratour durch den Ort legen wir wieder ab.
Durch die südliche Zufahrt geht es wieder im typischen „Hierum & Darum – Stil“ Richtung Hamburgö-Sund. Bei herrlichen Sonnenschein gleiten wir in die enge Einfahrt, während uns ein kleiner Personendampfer entgegenkommt. Die Holzhäuser mit ihren eigenen Bootsanlegern sowie weiteren Remisen rechts und links des Sunds vermitteln einen gewisses Gefühl von Dekadenz. Oder ist es der Neid der Vorüberfahrenden?
Jedenfalls sind es wieder unvergessliche Bilder, die sich in unseren Köpfen festsetzen. Als der Wind mal wieder ein Päuschen einlegt, motoren wir an Hornö vorbei, um kurz danach die Lappen wieder hoch zu ziehen. Wir segeln parallel zum Küstenstreifen in südliche Richtungen. Auf den Kurs durch den Sotekanalen verzichten wir kurzfristig, als wir im Törnführer lesen, dass Motoren Pflicht ist. Also segeln wir im großen Bogen um Soteskär und nähern uns der nördlichen Anfahrt von Smögen. Zwar fällt der Wind ein, aber mit der Genua lassen wir uns geduldig durch den Parcours der Schäreninseln Richtung Hatteflu ziehen. Unter Motor fahren wir in den Hafen von Smögen ein, steuerbords sind sämtliche Plätze im hinteren Teil besetzt, so dass wir eine Runde durchs Becken einlegen müssen. Zum Glück legt eine Yacht just vor den Duschen ab, so dass wir bestens versorgt zum Liegen kommen.
Nach dem Manöverschluck geht es zur Besichtigung durch Smögen. Wir erwischen an der Fischauktion noch eine Ladung frische Krabben und Lachs, die delikat schmecken. Weiter geht es durch den verschlafenen Ort – auch hier ist alles zu, wenigstens finden am Hafen einige Reparaturarbeiten statt – bis hin auf die westlich gelegenen Schären, wo wir den Sonnenuntergang genießen. Der Krötenmeister bietet zur Unterhaltung ein reichhaltiges Showprogramm, die Illusionen sind fast perfekt. Zurück im Hafen diskutieren wir bis in die Nacht und staunen über das nie ganz ausgehende Himmelslicht. Mittsommerwende ist unverkennbar nah.
Logbuch:
Smögen – Käringön
Logge/Trip:
23,0 sm in 7 Std. 10 Min.
unter Motor:
30 Min.
Wind:
WNW -3 / WSW 3 / NW 3
Fotogalerie

Freitagmorgen und nur langsam kommt Leben an Bord. Die Beantwortung von e-Mails steht ebenso auf dem Programm wie das Nachbunkern einer weiteren Gasflasche. Um halb zwölf fahren wir raus Richtung Skagerrak. Leichte Winde um 2-3 lassen wieder Kaffeesegeln erwarten. Als mögliches Ziel haben wir Käringön im Auge, wo Petersons Krog als Tipp von Frank kulinarische Genüsse verspricht. Vor Smögen fahren wir erst einmal zur Übung einige MOB-Manöver. Ein Fender fliegt „völlig unvermittelt“ über Bord und wir stoppen die Fahrt, liegen bei, halsen rum, schießen auf und sammeln auch immer wieder den zu Rettenden ein. Ob das allerdings bei 6 Windstärken und einer entsprechenden Welle genauso klappen würde? Wir hoffen, dass wir niemals in die Verlegenheit kommen.
Nach 2 Stunden halsen wir wieder Richtung Schärenküste und halten auf Lysekil zu. Bei WSW 3 schieben wir uns langsam durch die Schären vor Lysekil (angesagt war NO-SO 4!). Um Flatholmen geht es zwischen Gäsö, Porsh und Grötö steuerbords sowie Skaftölandet backbords an Grundsund vorbei auf Gullholmen zu. Weiter an Gullholmen und Härmanö vorbei geht es durch das schmale Fahrwasser Richtung Käringö, unserem heutigen Ziel. Bis Höhe Nordtonne vor dem Hafen haben wir Genua und Groß geborgen und eine erste Sondierungsfahrt zeigt, dass der Hafen aufgrund des bevorstehenden Wochenendes etwas voller ist. Mit unserem wendigen, kleinen 50-Füßer bleiben wir lieber draußen und legen uns quer an den äußeren Anleger. Schlappe 23 Seemeilen waren es heute nur, wir steuern mit deutlicher Sicherheit auf den Negativ-Streckenrekord zu. Aber dank des wenigen Windes ist nicht viel mehr zu machen, und das gute Wetter sowie die netten Häfen und Örtchen entschädigen allemal.

 

Nach dem Manöverschluck und einer Runde Ablästern über den stolzen schwedischen Nachbarn einer nagelneuen, fetten Motoryacht machen wir uns auf den Weg, die Insel zu erkunden und Petersons Krog zu sondieren. Auch diese Insel ist wieder unverschämt beschaulich, viele Holzhäuser, echte Schärengärten sogar eine kleine Kirche und Friedhof. Das Lokal finden wir auch, aber leider keinen freien Platz. Dann eben nicht – zurück an Bord werden vom Smut noch ein paar Hot Dogs gezaubert und in der Plicht lassen wir den Tag wie gewohnt ausklingen. Während die ersten Laubsägearbeiten unter Deck vorgenommen werden, killen weitere Teile der Mannschaft die Anisbestände an Deck.
Logbuch:
Käringön – Marstrand (Marina)
Logge/Trip:
23,2 sm in 11 Std. 30 Min.
unter Motor:
3 Std. 35 Min.
Wind:
WNW 3 / WSW 3 / NW 3
Fotogalerie
Samstag – der letzte „Segel“tag bricht an. Nach dem Mannschaftsduschen in der mit Mitteln der EU-Strukturförderung gebauten Brausenremise geht es vom Steg ab wieder raus auf die offene See. Wieder ist es ein Sahnetag – aus Sicht der Sonnenbader. Windtechnisch bleibt es wie in der gesamten Woche: leichte Winde bis Flaute. Also ist wieder Faulenzen und Sonnendeck angesagt. Nach kurzer Überlegung ist der Ort für den Nachmittag ausgesucht. Eine Ankerbucht in der Nähe von Marstrand im Hakefjorden, wo wir den Urlaub ruhig und beschaulich beenden wollen. Also dümpeln wir wieder langsam Richtung innere Schären, motoren zwischendurch, damit wir überhaupt vorankommen und erreichen unser Ziel am Nachmittag.

 

Der Duft frisch gebratener Schweinefilets steigt aus der Kombüse nach oben. Smut Harry zaubert das Abschiedsessen, Filets in Gorgonzolasauce mit Spätzle und Tomatensalat. Köstlich! Gesättigt und träge hängt die Mannschaft in den Seilen als der Illusionist entgegen aller Regeln (mit vollem Magen…) sein Badehosenprogramm abspult und für die Kamerateams den Diver in die 17 Grad warme Bucht macht. Sonne, Dümpeln und Musikhören lassen Erinnerungen an die Ägäis oder den WM-Törn vor zwei Jahren aufkommen. Haben wir das verdient?…JA!

 

Am Abend werfen wir gegen 21.30 Uhr den Quirl an und umkurven die ein oder andere Schäreninsel auf dem inneren Weg nach Marstrand. Entgegen der letzten Woche ist der Hafen diesmal schon deutlich voller, der geplante Anleger an der Hafenmauer fällt aus, zumal zwei dicke Schoner dort bereits festgemacht haben. Da zudem der Keilriemen gerissen ist und die Lichtmaschine nix mehr an Power nachliefert, entschließen wir uns, bereits heute Abend am Heimatsteg wieder festzumachen. Tatsächlich haben wir den Minus-Rekord geknackt. Besuchsprogramm in Stenungsund, Schärenhopping und leichte Winde haben dazu beigetragen, dass wir dieses Mal nur auf schlappe 140 Seemeilen gekommen sind. Unserer Erholung tut das allerdings keinen Abbruch. Kraft, die wir alle für die vor uns stehenden Aufgaben gebrauchen können. 2.Liga wir kommen….
Logbuch / Rückfahrt:
Rückreise von Marstrand (Marina) – Schwelm
Logge/Trip:
975 km in 12 Std.45 Min.
Fotogalerie
Sonntag morgen – 7.00 Uhr geht der Wecker, um das Schiff klar zu kriegen. Wir frühstücken die Reste, packen die Taschen, räumen das Leergut aus, spülen und reinigen – da zeigt sich mittlerweile eine gewisse Routine. Um 09.00 Uhr sind wir wie verabredet fertig und übergabebereit – allein der Vercharterer fehlt. Letztlich kommen wir erst gegen 10.30 Uhr weg – bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temparaturen.
Zur unpassenden Zeit meldet sich der VW Crafter mit Dieseldurst und wir fahren in Halmstad ab, um eine Tankstelle zu (be-)suchen. Dabei lassen wir eine Menge Zeit in der Stadt, über die ein Schokoladeneis kaum hinwegtrösten kann. Frisch gestärkt geht es Richtung Fähre in Helsingborg, die um 14.10 Uhr ablegt. Schnitzel als Wegzehrung, Kekse für den Nachtisch, Äpfel für die Vitamine – für den Hunger ist bis jetzt gesorgt. Nach dem Fahrerwechsel geht es jetzt auch flotter voran. Kurs Schwelm liegt an…
Epilog vom Skipper auf der
Rückfahrt nach Schwelm……
Bei der Crew-internen Abfrage am letzten Abend, ob wir denn diesen Törn verlängern sollen, gab es ein sofortiges und einstimmiges Votum dafür. Gleich wurden auch Argumente erarbeitet, die Daheimgebliebenen von dieser Idee zu überzeugen, aber wie üblich war dies nur intensives Wunschdenken.

 

Wir haben ja schon den einen oder anderen schönen Törn in den letzten Jahren erlebt, aber die schwedischen Westschären waren ein absolutes Highlight. Maßgeblich verantwortlich dafür war sicherlich das stabile Skandinavienhoch. Inwieweit Wind, Strom und Welle einen Segeltörn mitbestimmen, haben wir ja eindringlich im letzten Jahr erfahren. Neben dem fantastischen Wetter haben aber auch das Revier mit seiner interessanten Natur, die verschlafenen Häfen – die Vorsaison ist immer eine gute Empfehlung – und die anspruchsvolle Navigation den Reiz dieses Törns ausgemacht. Neben dem täglichen Aufsaugen dieser besonderen Atmosphäre in den Schären war es zusätzlich ein weiterer Genuss, Harry als Smut wieder dabei zu haben, der uns mit Einsatz und einem geschickten Händchen fortwährende Gaumenfreuden bescherte. Über die Qualität der Crew kann ich auch nur Gutes berichten – kameradschaftlich im Umgang, in Sachen Seemannschaft erfahren und immer gut drauf. Der Spaß kommt niemals zu kurz, hier nur ein paar interne Stichworte: Gib Gas, datt Schapp iss offen!, Godzilla, Stenungs-tz-sund, für Schweden nicht schlecht, tiefer, rundum Harndrang, Intarsien, Oh du fröhliche …

 

Neu war diesmal die webcam, die sowohl uns als auch unseren Familien und Freunden offensichtlich viel Freude gemacht hat. So konnten sie wenigstens ein Stück weit dabei sein. Die Rückmeldungen waren entsprechend. Vielen Dank nochmal an Jürgen.

 

Unsere Yacht, eine Bavaria 50 (ohne Namen), und unser Vercharterer müssen sich allerdings ein wenig Kritik gefallen lassen. Die Bavaria (Baujahr 2002) ist wirklich ein reiner Charterbomber mit viel Platz, den ich aber aufgrund der zum Teil schlechten Verarbeitung (defekte Beschläge, ausgeschlagenes Ruderlager, mäßige Rollsegel) und des ungepflegten Gesamteindrucks (scheint ein reines Abschreibungsobjekt zu sein ohne Herz) lieber nicht bei Starkwind segeln möchte. Der Vercharterer war im Wesentlichen oberflächlich und wirkte wie die meisten Schweden mit seiner Zurückhaltung fast unfreundlich. Dies hat diesem super-Törn allerdings nicht geschadet.

 

Auch wenn jeder jetzt erst mal wieder nach Hause möchte, wird schon diskutiert, was wir denn nächstes Jahr machen sollen. In die schwedischen Westschären können wir nicht nochmal, denn dieser Törn ist nicht zu toppen.

 

Skipper