Segeltörns: 2020 - 1991
Toern 2019
Segeltörn 2019 der Schwelmer Segelcrew "Hierum &Darum" auf der Ostsee vom 15.06.2019 bis zum 22.06.2019 Kerteminde - Anholt - Kerteminde
Segeltörn 2019, Kerteminde, Anholt, dänische Südsee, Dänemark
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15.06.2019 – 22.06.2019
Kerteminde – Anholt (Dänemark)
Markus Wiethoff
Andreas Happe
Jürgen Michels
Guido Woeste
Jens Ziegler
Skipper
Wachführer A
Wachführer B
Leitender Ingenieur
Smut (****)
Schiffs- Art:
Hersteller
Modell
Schiffs-Baujahr:
Schiffslänge / Breite
Tiefgang
Liegeplatz / Ort
Kojen / Schlafplätze
Wasser- / Dieseltank
SY
Halberg Rassy
Halberg Rassy 37 – „Filipe“
2012
11,32 Meter / 3,55 Meter
1,90 Meter
Kerteminde (DK)
2/ 5
400 Liter / 340 Liter
Anreise:
07:30 – 15:45 Uhr Anreise Schwelm – Kerteminde (DK)
702 km mit dem Auto von Skipper
Wetter: trocken mit sonnigen Abschnitten bis Hamburg,
nach Hamburg dann Schauer, heftige Gewitter und teilweise Starkregen
Schiffsübernahme:
ab 16:30 Schiffsübernahme mit Inge & Jørgen Lorenzen
Begrüßungsgeschenk, ein Wein und ein landestypischer Kuchen.
Sicherheiseinweisung der Crew
Vercharterer:  Halberg-Rassy Yachtcharter – JIM Søferie I/S 
Fotogalerie
Pünktlich um sechs Uhr klingeln Skipper, Wachführer B und Smut die beiden anderen Crewmitglieder am gewohnten Treff- und Packpunkt aus den Häusern. Es geht ans Autobeladen. Unser Proviant in acht Bananenkartons, die Taschen, der Werkzeugkoffer, die Schlafsäcke, das Ölzeug, die Kommunikationsmittel und… und… und schließlich noch die fünf alten Säcke passen in den guten alten Sharan, dank einer Gepäckraumerweiterung auf dem Dach mittels einer Sargähnlichen Dachbox. Ein kurzer Abstecher beim Bäcker unseres Vertrauens und um kurz nach halb sieben sind wir auf der A1, auf der wir anfänglich gut vorankommen. Osnabrück und Bremen sind auch noch relativ problemlos zu passieren, ehe wir auf der A7 vor dem Elbtunnel unseren ersten Stau haben.

 

Hätten wir die erste Kaffeepause doch nicht machen sollen? Egal, noch geht es einigermaßen und dann wird es schon flotter werden. Jetzt erst mal unter der Elbe durch und einen Rastplatz suchen, wo wir die gewohnten Mett- und Fleischwurstbrötchen vertilgen. Als wir wieder zurück auf der Bahn sind, hat sich der Verkehr weiter verdichtet und wegen der vielen lokalen Unwetter – der Himmel ist partiell pechschwarz und überall blitzt es – wird es noch zähflüssiger. Wir verlieren über eine Stunde in den diversen Situationen, der Höhepunkt allerdings ist die Grenzkontrolle nach Dänemark, die von einer normalen Schikane nicht zu unterscheiden ist. Mehrere LKWs sind im Zickzack von den Behörden auf der Bahn geparkt, so dass der Verkehr sich auf eine Spur beschränkt. Zur Kontrolle der langsam am extra aufgestellten Container vorbei schleichenden Autoschlange hat man einen gelangweilten Beamten in die Blechdose gesetzt, der aber gar nicht aufschaut und stattdessen auf seinem Handy eher ein Videogame zu daddeln scheint.

 

Insofern verspätet, aber letztlich noch in time erreichen wir schließlich die Homebase in Kerteminde. Jörgen und Inge begrüßen uns herzlich und weisen uns routiniert in die Geheimnisse der Filipe ein. Ein Fläschchen Rosé und eine Lage original Dänisches Gebäck als Willkommensgruß – wie nett ist das denn?? Wir fühlen uns prompt wohl und gut aufgehoben. Am späteren Abend testet der Smut die Kombüse, indem er das Chili con carne (Vielen Dank an Sabine) aufbereitet. Als Nachspeise gibt es frische Erdbeeren als Fingerfood vom Bransel. Die Mahlzeit weckt noch einmal die Lebensgeister, die wir gewohnt mit einem Bier und einem Französischen Anis-Absacker wieder beruhigen können.

 

Logbuch:
Marina Kerteminde – Marina Langör im Stans Fjord (Samsö DK)
von 08:55 Uhr  bis 15:05 Uhr
Logge / Trip:
33,30 sm in 5 Std. 20 Min
unter Motor:
58 Min.
Wind:
W3 dann W3-4 in Böen W5
am Mittag dann WSW 3-4
Fotogalerie
Nach erholsamer Nacht blinzeln die Ersten um 07.00 Uhr in die morgendliche Sonne, können sich aber nicht zur Früh-Yoga auf dem Vorschiff aufraffen und bleiben noch relaxed für ein paar Momente liegen. Gegen halb Acht kommt dann aber Bewegung ins Schiff, die obligate Morgentoilette wird ebenso erledigt wie die weiteren Vorbereitungen des Tages getroffen. Zunächst ein ausgiebiges Frühstück, dann klar Schiff machen, sich mit den Fallen, Schoten und der sonstigen Technik vertraut machen, und um Viertel vor Zehn sind wir dann zum Ablegen bereit. Motor an, Leinen los, und schon schiebt sich die Filipe rückwärts aus der Parkbox. Während alle die Hafenausfahrt rechts benutzen, schippern wir links raus, wo wir Platz haben, um unmittelbar hinter der Mauer Genua und Groß aus zu rollen bzw. hoch zu ziehen. Bei westlichen Winden zwischen 3 und 4 Beaufort geht die Fahrt Richtung Samsö, also grob gesehen nach Norden.

 

Zum Beginn des Törn gehört es sich für uns, den Meeres- Wind- und Wettergöttern ein Opfer zu bringen, also geht ein Ouzo stellvertretend für alle Neptuns und Poseidons der Mythologie an Rasmus, den wir um entsprechend gute Bedingungen bitten. Wir trimmen den Kahn gut, so dass wir einige Yachten ein- und überholen. Die Segel stehen zeitweise so gut, dass wir aus der Großschot lenken können. Die HR 37 liegt ruhig und souverän im Wasser, so dass es eine Freude ist, die leicht von der Seite kommende Wellen zu schneiden. Einige Untiefen und -tonnen umkurven wir routiniert, so dass wir flott vorankommen. Gegen 13.30 liegt Ballen auf Samsö bereits querab und etwas mehr als eine halbe Stunde später steuern wir dann Lindholm Löb an. Das Einfahren in den kurzen Tonnenstrich und der Slalom um die Untiefen des Stavns Fjörd geht seriös nur unter Motor, so dass wir den Quirl anwerfen, die Segel einholen und uns Flottillenmäßig im Pulk der sich einreihenden Yachten nach Langör schippern. Um kurz nach Drei sind wir in der Box, Leinen fest und der erste Manöverschluck kann genossen werden. Noch ein Stück Omakuchen dazu (erneuter Dank an Sabine!) und wir können das Leben genießen.

 

Obwohl der Himmel im Westen bedrohlich aussieht, bleibt es trocken und am frühen Abend bricht sich die Sonne ihren Bann, so dass wir in der Plicht sitzend dem kleinen Hafenkino (es ist nicht zu viel los) unsere Aufmerksamkeit schenken können. Die wichtigste Frage scheint zu sein, womit der Smut uns gleich noch überraschen wird. Sorgen haben wir…
Logbuch:
Marina Langör im Stans Fjord (Samsö DK) – Anholt
von 08:35 Uhr  bis 19:51 Uhr
Logge / Trip:
58,0 sm in 10 Std. 56 Min
unter Motor:
27 Min.
Wind:
S 2-3 dann S 3-4, am Nachmittag
dann S 2 am Abend S 1-2
Fotogalerie
Mit einer erfrischenden Dusche starten wir unser Tagewerk. Nach dem Frühstück und dem „Klar Schiff – machen“ geht es durch die Hafeneinfahrt und noch in der Rinne vor der Mole stellen wir den Pott in den Wind, heißen das Groß und nach vier Minuten ist der Motor bereits aus. Wir segeln die schmale Rinne durch den Wikingergrund des Stavns Fjord zurück auf die offene Ostsee. Vor uns noch zwei Kollegen, die schon mit einem Vorsprung gestartet sind, der sich aber merklich verkürzt. Wir schieben uns näher und näher, laufen mit halben Wind höher als die beiden vor dem Wind Schaukelnden und nachdem wir sie überholt haben, ist es an der Zeit, den mit an Bord befindlichen Blister auszuprobieren. Zuvor aber noch per Handy ein gemeinsames Ständchen für des Wachführers Mutter, die heute Ihren Geburtstag begeht. Fünf sonore Männerkehlen schmettern ein fröhliches „Happy Birthday“ in die Heimat.

 

Dann ist es an der Zeit, den Vortrieb des Bootes zu verbessern. Dazu holen wir den schweren Sack aus der Bugkabine und klarieren den großen Lappen. Hier ein Gurt, da eine Schot – es ist ein größeres Gewusel und es dauert seine Zeit, bis wir das System durchdrungen haben. Dann geht es mit großen Schritten voran, Fall hoch, alles arretieren und schließlich den Schlitten hochfahren, damit sich der Blister entfalten kann. Mit einem satten „Wupp“ füllt sich der übergroße Folienlappen mit Luft und merklich beschleunigen wir unsere Fahrt. Im Mittel um die sieben Knoten werden wir den Kahn in den nächsten Stunden laufen lassen, in der Spitze sogar knapp über acht. Der Wind schiebt aus Süd mit 3-4 Bft. Um nach Norden zu kommen ,müssen wir ein wenig nach West abweichen, so dass wir grob auf Ebeltoft zuhalten. Schließlich müssen wir den Kurs wechseln, um nicht in die Sackgasse zu fahren, so dass wir den Blister einfahren, auf die andere Seite bringen, eine Halse hinterherschieben und den Sack auf der Backbordseite wieder öffnen.

 

Schon geht es wieder voran und wir schieben uns südlich Hjelm mit zügiger Fahrt Richtung NW endgültig auf den Kattegat. Anholt liegt zwar irgendwie an, aber bei dem Wind können wir unter Blister nicht direkt auf die westliche Seite zuhalten. Wir halten uns lieber am Wind und machen stattdessen mehr Fahrt bis wir südlich Anholt schon an der „Ansteuerung“ des WP 727 vorbeigerauscht sind. Wir bergen den Blister, halsen erneut und als wir den Turbo wieder setzen wollen, rappeln einige kräftige Windböen am Tuch. Gleichzeitig hat sich im Westen eine dunkle Wolkenfront aufgebaut, die uns dazu veranlasst, lieber den großen Lappen im Sack zu behalten. Wie sich noch herausstellen wird, eine taktische Fehleinschätzung. Denn bei stark einfallenden und nachlassenden Winden dümpeln wir mit kleinerem Tuch auf den WP 727 zu, den wir letztlich aber nicht „runden“ werden, sondern links liegen lassen. Nach einer längeren Zeit des Ausprobierens und Wartens verlieren wir die Geduld und holen noch einmal den Blister aus der Vorderkabine. Mittlerweile sind wir schon routiniert und schnell steht das blaugrüne Segel, so dass wir bei 6 Knoten Wind uns langsam gen Norden schieben und uns Anholt Hafen nähern. Etwa auf Höhe der Einfahrt bergen wir Blister und Groß, werfen den Volvo Penta an und fahren mit dessen Hilfe in den sicheren Hafen. Unmittelbar rechts am Steg, da wo eigentlich die langen Yachten hingehören, sind noch einige Parklücken frei und wir machen uns in einer fest. Dazu hat Anholt seit einiger Zeit sein System auf Heckbojen umgestellt, von der wir eine erwischen und unseren Steuerbordfestmacher einfädeln. Zur Tagesschauzeit genießen wir den Manöverschluck und das beschauliche Bild im Hafen.

 

Nach einiger Zeit dringen verlockende Düfte nach oben in die Plicht. Der neue Sterne-Smut zaubert ThaiCurry in den Töpfen auf die Teller, die uns so opulent speisen lassen, dass wir danach kaum noch Platz finden für Chips, Ouzo oder sonstige Kaltgetränke. Kurz vor Mitternacht nickt der Erste auf dem Sofa ein, Zeit für die Horizontale…
Logbuch:
Anholt – Marina Grena
von 11:10 Uhr  bis 18:15 Uhr
Logge / Trip:
37,60 sm in 6 Std.40 Min
unter Motor:
1 Std. 25 Min.
Wind:
S 4-5 in Böen 6, dann S 5 am Nachmittag
dann S 3-4 abschwächend auf S 2 dann S 1-2
Fotogalerie
Irgendwann zwischen 07.00 Uhr und 07.30 Uhr kommt Bewegung auf: im Schiff, weil die ersten Richtung Dusche abschieben, im Hafen, weil die ersten Boote schon längst die sichere Marina für den nächsten Schlag verlassen haben und draußen, weil der Wind gehörig aufgefrischt hat. Aus südlicher Richtung bläst ein konstanter Fünfer, in Böen sechs Bft. Beim Gang durch den Yachthafen bis zum Sanitärtrakt sind wir alle wachgepustet. Erfrischend, aber nicht kalt. Sehr schön, so muss die See sein. Während des Frühstücks philosophieren wir wie immer („Hierum und Darum!) über unser heutiges Ziel. Schweden oder Dänemark? Festland oder Insel? Allen Zielen ist gemein, dass Sie irgendwie in Windrichtung liegen. Schau‘n wir mal, der Skipper zeigt demonstrative Gelassenheit, indem er sich ein wenig aufs Ohr haut…

 

Kurz vor 11 Uhr beginnt der operative Stapellauf, um den Hafen doch endlich verlassen zu können. Alle Klamotten werden verstaut, die Jacken und die Rettungswesten bereitgelegt, dann geht es raus, um die üblichen Handgriffe vom Steg und am Schiff vorzunehmen. Wegen der kräftigen Brise binden wir schon mal das erste Reff im Groß ein. Um 11.20 Uhr dann die Kommandos „Motor an!“ und „Leinen los!“, raus aus der Box und langsam schippern wir in das Vorbecken des Anholter Hafens. Eine Runde gedreht, damit der Pott richtig im Wind steht und wir eine gewisse Strecke haben, um das Groß heißen zu können, und schon steht der Lappen und schiebt uns zur Hafeneinfahrt hinaus, nachdem wir ein wenig abgefallen sind. Zur Vorsicht läuft der Motor mit, denn die entgegenkommenden Wellen sind doch schon ein wenig kräftig. Aber gemeinsam sind wir stark, Wind und Diesel bringen uns auf den Kattegat, wo die Wellen und der südliche Fünfer, der in Böen vielleicht auch die 6 Bft. erreicht, die Filipe zum Tanzen bringen. Nachdem wir die Genua ausgerollt haben, halten wir auf den Windpark zu, haben wir uns als Ziel letztlich für Grenaa entschieden. Der Festlandsfinger bietet vielleicht noch die eine oder andere Möglichkeit für touristische Exkursionen.

 

Um 13.25 Uhr und nach 10,7 sm kommt die erste Wende des Tages, wir weichen auf Kurs 112° KÜG den rotierenden Energieproduzenten aus. Eine zweite Wende und wir halten entlang des WIndparks auf Grenaa zu. Dabei unterläuft uns die nächste Fehleinschätzung: aufgrund der bereits sichtbaren Silhouette von Grenaa fallen wir zwei Strich weit ab, müssen aber nach einiger Zeit feststellen, dass aktuell eine gehörige Missweisung Strom in der Ostsee steckt. Zwischen gefahrenem Speed und der Geschwindigkeit über Grund liegen beispielsweise 1,5 Knoten und der Versatz ist eben auch nicht unerheblich. Wir korrigieren nach und zaubern auf den Trackplotter einen gesunden Bogen. Trotz stetig einfallender Winde nähern wir uns langsam Grenaa.
 
Schließlich wird der Wind so wenig, so dass wir eher abzutreiben drohen, und zudem kommen erste Tröpfchen aus der Luft, die uns veranlassen, den Quirl anzuwerfen und die letzten Meilen unter Motor zu fahren. Wir tuckern an der nicht einladend wirkenden Szenerie des Industriehafens vorbei, umkurven die beiden Untiefentonnen und ein paar Fischernetze vor der Marina und biegen schließlich in dieselbe ein. Am ersten Steg finden wir noch eine grüne, schnuckelige Box, in die wir hineingleiten. Zwei behilfliche Kollegen auf dem Steg reichen unsere Festmacher zurück, ein kurzes Ausrichten, die Heckleinen über kreuz und schon liegen wir perfekt. Manöverschluck! Den allerdings nehmen wir unter Deck, da nach einem satten Blitz und einem ebensolchen Donner sich die Ausläufer einer Warmfront in Form eines Gewitters entladen und draußen für ein wenig Feuchtigkeit von oben sorgen. Aber nicht lange und auch nicht so intensiv, so dass wir nach dem Heringsstipp wieder draußen sitzen und dem Lorenz beim Untergang zuschauen. Idyllisch liegt der kleine Hafen da, der Blick ist wider Erwarten lieblich, zumal man vom angrenzenden Industriehafen nichts mitbekommt. Ein letztes Anisgetränk und ab geht es in die Kojen. Wir haben noch einen Auftrag reinbekommen, vier Festmeter grobes Bauholz zuzuschneiden… Chrrr….Chrrr…
Logbuch:
Marina Grena – Museumshafen Ebeltoft
von 10:40 Uhr  bis 17:15 Uhr
Logge / Trip:
29,60 sm in 6 Std.35 Min
unter Motor:
2 Std. 16 Min.
Wind:
NNO 1 dann NO 1 in Gewitternähe dann NO 2
am Nachmittag ONO 2-3 zunehmend auf ONO 3
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Der Tag startet perfekt! Die Sonne scheint, es ist warm, mit T-Shirt und kurzer Hose tapern wir in Richtung der drei Duschen, von denen sogar eine klappt. Das Frühstück nehmen wir heute dank des insofern beharrlichen Smuts in der Plicht ein und nachdem wir klar Schiff gemacht sowie die letzten Gänge erledigt haben, sind wir kurz vor 10.00 Uhr startklar.

 

Bei lauem Wind, sagen wir eher Lüftchen, ziehen wir unmittelbar vor der Hafeneinfahrt die Tücher auf und schieben uns langsam auf die Ostsee. Der Wind ist dabei aber so schlapp, dass wir auf die Untiefen vor Grenaa zutreiben, so dass wir die Motorunterstützung des Volvo-Vierzyliders in Anspruch nehmen müssen. Also Genua rein, Motor-Kegel in der Backkiste lassen und bis zur Untiefentonne, die wir dann geschmeidig „runden“, will sagen, an Steuerbord liegen lassen. Wir korrigieren den Kurs auf die nächste Tonne zu und als sich nach einer Stunde motoren die ersten Anzeichen von Wind (NO 1-2) zeigen, holen wir – mittlerweile routiniert – den Blister aus der Tüte und lassen uns von dem großen Lappen gen Süden ziehen. Bei acht Knoten Wind schaffen wir es auf fünf Knoten Fahrt – respektabel. So geht es die Küste entlang bis der Wind wieder nachlässt und wir erneut Motorunterstützung in Anspruch nehmen müssen. Die Ausläufer eines ersten Gewitters streifen uns ein wenig, einige Tropfen gehen auf uns nieder, aber es ist gut auszuhalten.

 

Nachdem die Sonne wieder herausgekommen versuchen wir es ein zweites und letztes Mal an diesem Tag mit dem Blister. Für eine Stunde geben wir dem Tempoverstärker noch einmal eine Chance, die er auch gut nutzt. Etwa in Höhe des WP 669 Klokkegrund wechseln wir wieder das Vorsegel, zumal wir bei einem Dreier aus ONO mehr Höhe laufen dürfen. Wir kämpfen uns am Fährhafen vorbei und halten auf die beiden grünen Tonnen auf dem Weg nach Ebeltoft zu. Bei der zweiten Tonne halten wir Kurs auf das nette Städtchen, und da der Wind genau aus dieser Richtung kommt, können wir bei langsamer Fahrt auch das Groß bergen. De Vorbereitungen für einen Anleger werden getroffen und dank der Empfehlung von Inge orientieren wir uns Richtung Museumshafen, in dem zwei weitere Boote längsseits festgemacht haben. Da passen wir bequem zwischen, so dass wir mit der Backborseite in unmittelbarer Nähe der Fregatte Jylland zum Liegen kommen.
 
Ein erstes Schlückchen und anschließend geht es in Städtchen, um einen Kaffee einzunehmen. Wirklich nette Ensembles alter Häuser stehen authentisch rund um das Rathaus, das nach der kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen zu einem der meistfotografierten Highlights Dänemarks gehört. sehr „hüggelig“. Kurz vor dem 19 Uhr Regenguss sind wir wieder an Bord und genießen heute eine Lage Wraps, die wir uns aus diversen Zutaten selbst zusammen mischen. Im Anschluss genießen wir den Abend draußen in der Plicht bis um kurz nach halb 12 die nächste Schauer einsetzt. Ein letztes Pernödchen, und ab geht es in die Kojen. Morgen früh steht nach dem Frühstück die Besichtigung der Fregatte an…
Landgang: 10:30 – 12:30 Uhr
Besichtigung der Fregatte Jylland
im Museumshafen in Ebeltoft
 
Fotogalerie
Die Fregatte Jylland wurde 1860 vom Stapel gelassen und machte bis 1887 lange Seefahrten. Sie überlebte 18 Volltreffer im Gefecht bei Helgoland am 9. Mai 1864. Hatte Könige, Prinzen und Prinzessen als Passagiere. Lag als Mutterschiff und später Wohnschiff im Kopenhagener Hafen für die Kinder der Provinz. Sank und wurde zum Abwracken verkauft. Seitdem wurde viel um das Überleben der Jylland gekämpft. Begeisterte Leute waren in Front, um die fortgesetzte Existenz des Schiffes zu sichern. Dank diesen Leuten und dank ausschlaggebender Unterstützung von Mærsk Mc-Kinney Møller und dem Königshaus kann man heute das längste Holzschiff der Welt entdecken und das einmalige dänische Schiffshandwerk erleben. 
 
Weitere Informationen unter: www.fregatte-jylland.dk
Logbuch:
Museumshafen Ebeltoft – Tuno
von 12:40 Uhr  bis 19:44 Uhr
Logge / Trip:
38,50 sm in 6 Std.57 Min
unter Motor:
42 Min.
Wind:
SSW 2-3 dann SW2-3, am Nachmittag W 3-4
zunehmend W 4-5, am Abend dann W 3
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Nach der kulturellen Exkursion zur Fregatte Jylland geht es mittags wieder zurück auf’s Boot, wo wir schnell abfahrtbereit sind. Wir werfen den Motor an und müssen nur ein wenig in die Spring dampfen, da der Wind ein Übriges tut. Durch die Hafenausfahrt und dann entlang der Untiefentonnen, bis sich zur rechten Hand die Unebenheiten geben. Platz genug, bei der Fahrt gegen den Wind das Groß zu hissen. Schnell stehen die Segel und schon geht es mit natürlicher Kraft weiter.
 
Bei zwei bis drei Windstärken aus südwestlichen Richtungen kämpfen wir uns Richtung Südspitze Helgenaes, die wir anschließend Richtung Aarhus passieren. Um’s Hoek herum kommt der Wind aus West, so dass wir gegen die frische Brise gehörig stampfen müssen. Parallel zur Küstenlinie macht der Smut seine erste Kneifprüfung, die er mit Bravour besteht. Wir halten zwar nicht auf Aarhus zu, kämpfen aber um jeden Meter Höhe bis tief in die Bucht. Höhe Skodshoved brechen wir dann ab, wenden den Kahn Richtung Tunö – unserem heutigen Ziel – abzufallen. Im Laufe der Fahrt gen Süd reißt der Himmel wieder auf und als wir nördlich Tunö die beiden grünen Fahrwassertonnen runden, die auf die Untiefen dahinter aufmerksam machen, scheint der Lorenz am Himmel, so dass es eine prächtige Stimmung ergibt. Gegen halb acht bergen wir die Segel und tuckern unter Motor in den kleinen, aber beschaulichen Hafen von Tunö. Als Klassiker warten schließlich K-Salat und Würstchen auf die „unterernährten Seebären“. Spülen, klar Schiff machen, einen Absacker einnehmen und Seglerlatein zum Besten geben, schon ist Mitternacht überschritten und die Crew fällt in die Kojen.
Logbuch:
Tuno – Marina Kerteminde
von 10:30 Uhr  bis 18:15 Uhr
Logge / Trip:
38,10 sm in 7 Std.28 Min
unter Motor:
29 Min.
Wind:
SSW 2-3 dann SSW 3, am Nachmittag W 2
zunehmend W 4-5, am Abend W4
Fotogalerie
Von den Strapazen des Vorabends geprägt, ja fast schon gezeichnet, pellen sich fünf müde Krieger aus den Schlafsäcken, um den beschwerlichen Gang Richtung Sanitärtrakt anzutreten. Da der Nachbar bereits abgelegt hat, bringen wir zuvor zur Vorsicht für unsere restliche Parkzeit noch eine Steuerbordspring aus, da wir achtern keinen Pfosten auf der Seite haben. Am Rand des Hafengeländes entdeckt der Smut einen Verkaufsstand einer dänischen Bauernkolchose, die dort frische Erdbeeren anbietet. Endlich haben wir eine Möglichkeit gefunden, den alten 50 Kronenschein unters Volk zu bringen. Kommentar einer nicht mal 20-jährigen Bedienung in Ebeltoft zu dem Geldschein: „Och, den kenn ich noch aus meiner Kindheit. Der wird schon seit bestimmt 10 Jahren nicht mehr in Umlauf gebracht, ist aber noch gültig.“ Woraus wir erkennen können, dass wir „zu viel“ auf dem Mittelmeer unterwegs waren. Im Übrigen ist in Skandinavien die Welt bereits anders, denn ohnehin ist nur noch wenig Bargeld im Umlauf, da augenscheinlich jeder alles mit Karte bezahlt.
 
Vor dem Ableger stürzt sich der Smut noch in die Ostseefluten, damit wenigstens einer von uns Wasserkontakt hatte. Nachdem der Bordfotograf von seinem kleinen Rundgang zurück ist, werfen wir um halb elf wieder den Volvo an und tuckern gemütlich aus dem Hafen rauf. Noch in der Einfahrt rollen wir die Genua aus, schalten den Motor ab und lassen uns weiter vom Stofflappen hinausziehen. Beim Setzen des Groß haben wir Probleme mit des „Skippers Freunden“ (den Lazy Jacks), die wie ein Penner immer „herumhängen und im Weg sind“. In diesem Fall sind sie mit dem Fall vertörnt und bescheren uns eine unfreiwillige Wende, da das Vorsegel back steht und uns rumdrückt. Mit Hilfe des Volvos korrigieren wir das wieder zurück, enttüddeln das Strippen-wirr-warr und endlich steht unser Hauptantrieb. Wir liegen auf der Steuerbordseite, da der Wind aus südwestlicher Richtung kommt und unser Ziel ist es, an Samsö vorbei zu schibbeln. Um uns herum wird es dunkler und bedrohlicher in drei Himmelsrichtung geschaut sehen wir Wolkenfronten und Gewitterzellen, die sich langsam auf uns zu bewegen. Irgendwie schaffen wir es aber rein zufällig, bei dem Kurs und dem Wind vor dem schlimmsten Wetter weg zu segeln. Nur wenige Tropfen benässen den Steuermann am Ruder. Da wir die Tonne vor Samsö nicht backbords halten können, müssen wir einen Schlag nach Westen machen. Beim nächsten Wechsel des Rudergängers lautet die Antwort auf die Frage, welchen Kurs muss ich fahren: „Ach, ich bin so 60° Grad am Wind gefahren. Wenn Du das hälst…“ .
 
Als der Skipper nach 10 Minuten wieder an Deck kommt, wundert er sich, warum wir auf Tunö, unserem Ausgangspunkt, zuhalten. Verwunderung im Gesicht der mit den Naturgewaltenkämpfenden Deckscrew. Der Wind hat mal locker um 90° geschralt und uns in einem schönen Bogen rumgedrückt. Da wir noch mit Wind und Welle gekämpft haben, haben wir den Kompass locker links liegen lassen und aus den Augen verloren. Anfängerfehler? Na ja, man lernt eben nicht aus und Praxiserfahrung ist die Beste. Also eine lockere Wende und schon geht es ohne weitere Zwischenfälle an Kolby Käs und der Südspitze von Samsö vorbei Richtung Großer Belt. Die 10 Windräder vor Samsö lassen wir backbords stehen und queren den kleinen Schifffahrtsweg in den kleinen Belt im rechten Winkel. Trotz diesigen Wetters kann der Skipper am Ruder früh die Große Belt Brücke ausmachen, welch ein Auge!! Unter relativer Landabdeckung schippern wir gen Süden an Fünen problemlos raumschots vorbei, während uns ein Klassiker entgegen kommt, der aufgrund seiner Segelgröße, Krängung und Lage auffällig ist. Ein dänischer Oldtimer der 12 Meter – Klasse kämpft sich auf Gegenkurs elegant aus dem Großen Belt, während wir in denselben einfahren. Schöne Bilder!
 
Wir nehmen wie auf dem Hinweg den kürzesten Weg in die Bucht vor Kerteminde, indem wir die Passage zwischen kleiner und großer Insel nutzen. Im Angesicht der großen Brücke und des Heimathafens legen wir uns noch einmal richtig ins Zeug. Je weiter wir aus der Landabdeckung rauskommen, umso mehr frischt der Wind auf. In der Spitze 20 Knoten Wind bringen uns richtig in Fahrt. Nach Südwest reiten wir tief auf die andere Seite der Bucht als sich uns ein Katamaran von backbords nähert. Da wir Vorfahrt haben, ist alles OK. Er fällt ein wenig ab und passiert uns achtern. Bei der nächsten Kreuz sind die Verhältnisse genau umgekehrt und wir entschließen uns für eine Wende. Relativ dicht beieinander matchracen wir weiter. Noch eine Wende und wir knallen die Segeln noch dichter an, um am Wind zu kneifen. In der Geschwindigkeit können wir nicht mithalten, in der Höhe packen wir ihn. Vor der Hafeneinfahrt rollen und packen wir ein, steuern die Tanke an und nehmen keine 23 Liter Diesel zu uns. Tank voll, noch eine kurze Runde Sightseeing bis hinten rein, dann schnell zurück in die Marina, in die Box und festmachen. Ein abschließender Manöverschluck (die letzten fünf Weizenbier kommen gekühlt in die Gläser) und wir genießen die Sonne in der Plicht bei Tortillas und Salzbrezeln. Nach dem Abendessen werden die Restbestände inspiziert und zum Teil aufgebraucht. Der Weißwein überlebt den Abend jedenfalls nicht. Ob es den Crewmitgliedern besser geht, wird der Morgen zeigen. Gegen 2 Uhr kehrt Ruhe im Schiff ein…
Schiffsrückgabe:
ab 09:00 Uhr Schiffsrückgabe mit Inge, Skipper und Wachführer
Vercharterer:  Halberg-Rassy Yachtcharter – JIM Søferie I/S 
Rückfahrt:
11:10 – 18:45 Uhr Kerteminde (DK) – Schwelm
702 km mit dem Auto von Skipper
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Halb acht – die ersten Weißweintester versuchen wieder in Gang zu kommen. Toilettengang, Waschen, erste Taschen vorpacken, Spülen, Frühstück machen, etc. – fünf Seeleute machen klar Schiff und damit sie sich nicht gegenseitig auf den Füßen stehen, gibt es eine unabgesprochene, sich selbst ergebende Organisation, wo jeder die Arbeit erledigt, die sich gerade in seinem Bereich. Wie von einer unsichtbaren Regie gesteuert landen die ersten Kartons im Salon, die sich schnell mit dem Leergut füllen und wieder den Weg auf den Steg finden. Eine erste Fuhre Kartons, Taschen und Rucksäcke findet Platz im Auto. Die zweite große Packwelle landet im Sharan, während Skipper und Wachführer mit Inge die Rückgabe initiieren. Ein Crewfoto von Jörgen für uns abgedrückt, ein Zwischenstopp beim lokalen Supermarkt und um kurz nach 11.00 Uhr geht es mit einem „Leinen los!“ ab auf Heimfahrt. In Schiby tanken wir, vor Hamburg knubbelt es sich auf zweistellige Kilometerzahlen, so dass wir fast eine Stunde Zeit verlieren. Trotzdem geht es weiter und inklusive Fahrerwechsel sowie Stretchpausen kommen wir im Übrigen so gut voran, dass wir um 18.45 Uhr die Homebase erreichen. Kisten, Taschen und Leergut raus, eine kameradschaftliche Verabschiedung und schon muss jeder seine Siebensachen zu Hause sortieren. Eine Woche Halberg-Rassy liegt hinter uns…

 

Apropos hinter uns: das Wetter war in Summe prima, Wind gab es auch, das Boot ließ im Grunde nichts zu wünschen übrig und lief wie am Schnürchen (wir konnten oft den Kahn aus der Großschot raus steuern), die verkleinerte Crew hat sich bestens verstanden, der neue Smut hat seine Sache gut gemacht, die Verpflegung reichte auf den Punkt genau – alles richtig gemacht. Die Woche war so gut und erholsam, dass wir schon die nächste HR besichtigt haben. Vielleicht sind wir also nächstes Jahr wieder bei Inge und Jörgen… Den beiden für die nette Betreuung jedenfalls nochmals ein „Tusind tak!“.
Logbuch über den Gesamttrip:
235,50 sm in 43 Std. 56 Min
unter Motor:
6 Std. 27 Min..
Schön war´s – und das in allen Punkten. Die Ostsee als Revier ist immer einen Törn wert, insbesondere um Mittsommer, wenn das spezielle Licht im Norden mit der langen Dämmerung seinen speziellen Reiz voll ausspielt. Das Wetter war eher sommerlich warm als Ostsee-typisch frisch. Das haben wir sehr gerne so mitgenommen. Das Ölzeug blieb bei den meisten in der Tasche. Wind und Seegang haben sich mehrheitlich freundlich gezeigt – sehr zur Freude von Skipper & Crew. Unsere Yacht Filipe, eine Hallberg Rassy 37, hat die Erwartungen an diesen edlen Yacht-Typ absolut erfüllt. Segelverhalten top, Ausrüstung und Verarbeitung top, Atmosphäre top und dazu noch ein super nettes Vercharterer-Ehepaar mit Inge & Jörgen.
 
Und die Crew? Die kleinere Besetzung gegenüber den letzten Törns hat sich als sehr angenehm und harmonisch herausgestellt. Es gab irgendwie mehr Muße zum Genießen der schönen Momente und trotzdem immer genug Hände für Manöver und alle sonstigen Aufgaben an und unter Deck. Mit Jens, unserem diesjährigen Smut, haben wir einen weiteren Mitsegler gewonnen, der sich so eingepasst hat, als wäre er schon mehrfach dabei gewesen – perfekt. Fazit: wirklich schön war´s – wie beschrieben in allen Belangen. Für einen möglichen weiteren Törn von Kerteminde haben wir uns eine HR 40 schonmal angesehen. Schauen wir mal, was als nächstes kommt.
 
Skipper